1, 2, 3, 4 … 13 Broschüren der BZgA von jeweils 20 Seiten für Jugendliche zur Sexualaufklärung – eine gute Möglichkeit vielleicht, die neuen Generationen für die Liebe und die Weitergabe des Lebens, für Verantwortung und Selbsthingabe, Freundschaft und Familie zu begeistern. Doch wer danach bei der BZgA sucht, der sucht vergeblich. Hier gilt vielmehr: Mach was und mit wem du willst, Hauptsache nicht ohne.
„Sex ist einfach geil“
Gerade kommt man in die Pubertät und jetzt – endlich! – ist es Zeit, mit sich und anderen zu experimentieren: Dafür gibt es ja diese Broschüren, damit Jugendlichen nichts verborgen, nichts geheimnisvoll bleibe. Kein Wunder also, dass die BZgA die Jugendlichen hier so ausführlich mit allen erdenklichen Praktiken konfrontiert – Selbstbestimmung ist ja das Wort der Stunde und deshalb soll und muss man über alles informiert werden: Orgasmus, erogene Zonen, Petting, Geschlechtsverkehr, Oral- und Analverkehr [Jungenfragen, Mädchenfragen]… Alles ist gut, alles ist gleichberechtigt, solange man selber bestimmt. Anders wird man vermeintlich nicht richtig erwachsen, wenn man nicht herumprobiert.
Und die natürliche Scham eines Pubertierenden? Längst überholt, dieser ewiggestrige Wert. Und die Sehnsucht nach wahrer Liebe, nach einer Familie? Dazu gibt es die BZgA, die wunderbar dafür sorgt, dass diese Sehnsüchte in den nächsten Generationen von egozentrischen und ausufernden sexuellen Gelüsten überdeckt werden bis sie gänzlich erlöschen.
„Du hast ein Kondom dabei, wie immer“
Dieser extreme Individualismus kennt laut BZgA nur zwei Gesetze: Erstens nichts tun, was nicht einvernehmlich mit dem Partner (oder den Partnern) geschieht, zweitens Verhütung nie vergessen – weder zu Hause noch im Urlaub [Gemeinsam verhüten]. Natürlich auch nicht beim „ersten Mal“, bei dem Verhütung das Wichtigste sei, aber ob man sich liebt, oder ob man nur Erfahrungen sammeln möchte, eigentlich einerlei, denn Sex ist „geil“ und das reiche. Eine dritte, optionale Regel gibt es aber doch noch: statt dem ersten Mal könne man zumindest genug Erfahrungen in Sachen Petting und sexuellen Vorlieben des anderen sammeln, wenn z.B. aus kulturellen oder religiösen Gründen das Jungfernhäutchen des Mädchens bis zur Hochzeit intakt bleiben soll [Das erste Mal].
„Wertvolle“ Sexeinstellung
Neben Wissen vermittelt sex ’n’ tipps sogar auch Werte [Was mir wichtig ist]. Allerdings sind Werte, die mit Gut und Schlecht zu tun haben, hier explizit nicht gemeint. Was zählt – so die Broschüren –, sind deine Werte, bei denen es in der Regel kein Richtig oder Falsch gibt: „Wichtig ist, dass du das tust, womit es dir gut geht“. Ob offene Beziehung oder Treue in der Partnerschaft, Homo- oder Heterosexualität, One-Night-Stands oder feste Beziehung, alles schön und gut, solange man sich selbst treu bleibe.
Ja, all das lernt der Orientierung suchende Jugendliche, der diese Broschüren zu lesen bekommt, z.B. ausgehändigt im Sexualunterricht in der Schule: sexuelle Manie, Egozentrismus, Narzissmus, moralischer Relativismus, Hedonismus. Wo ist die Liebe, die Hingabe? Wo die Charakterreifung, die Arbeit an sich, um ein verantwortungsvoller Erwachsener zu werden? Wo das Wunder des neuen Lebens, die Schönheit der Treue, die Romantik eines Ja-Worts, das verspricht mit Trennung bis zum Tod zu warten? Wenn Jugendlichen diese wahren Werte vorenthalten bleiben, dann braucht niemand überrascht darüber sein, wenn eine Generation isolierter Genussmaschinen daraus hervorgeht.