Immer häufiger wird der Aufklärungsunterricht an Schulen oder Teile des Unterrichts von sogenannten LSBTIQ-Gruppen durchgeführt – oft ohne die Anwesenheit des Lehrers. LSBTIQ steht für lesbisch, schwul, bi, transsexuell, intersexuell und queer. Queere Bildung will LSBTIQ-Lebensweisen in den Schulen z.B. durch “Authentische Begegnungen mit LSBTIQ*-Aufklärer_innen” erfahrbar machen. In Bremen wird dies u.a. durch folgende Projekte verwirklicht:

Rat&Tat – Zentrum für queeres Leben

  • Das Schulaufklärungsangebot von Rat&Tat richtet sich an Schüler ab der 7. Klasse: »In unseren Veranstaltungen – fördern wir ein Zusammenleben, in dem Vielfalt als Bereicherung und nicht als Bedrohung begriffen wird und Menschen ohne Angst verschieden sein können; (…) – informieren wir über Lebensweisen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Menschen, die sich als trans* oder inter* definieren; – machen wir Vielfalt lebendig und erfahrbar und leisten damit einen Beitrag zur Gewaltprävention; (…) – bieten wir Raum für emotionale und rationale Auseinandersetzung mit Klischees und Vorurteilen; – stärken wir Jugendliche in einer selbstbestimmten Entwicklung von Geschlecht und Sexualität, die ohne Abwertung von anderen Lebensweisen auskommt.« Die Workshops werden »von hauptamtlichen Expert_innen und Freiwilligen des RAT&TAT-Zentrums geleitet, die sich selbst als lesbisch, schwul, bi, trans* oder queer definieren. Die Freiwilligen durchlaufen eine projektinterne Qualifizierung.«
  • Rat&Tat hat auch im Rahmen des Landesaktionsplan gegen Homo-, Trans- und Interphobie und im Auftrag der Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen und der Senatorin für Kinder und Bildung zwei Medienkoffer zusammengestellt, »die vielfältige Lebensweisen und -situationen darstellen, helfen Erwachsenen Fragen zu beantworten und erklären den Kindern eine vielfältige Welt.«
    • Der erste Medienkoffer ist für die Kita bestimmt: »In diesem Medienkoffer haben wir eine Auswahl verschiedenster Kinderbücher, Handreichungen und Fachbücher zusammengestellt. (…) Alle Bilderbücher thematisieren „Familien und vielfältige Lebensweisen“ auf eine Weise, dass die Vielfalt möglichst vieler Lebens- und Familienrealitäten (…) von Kindern im Kindergartenalltag sichtbar werden kann.« Die in den Kinderbüchern angesprochenen Themen sind u.a.: Anderssein, Familienform, Geschlechtervielfalt/Geschlechterstereotype, geschlechtliche Vielfalt, gleichgeschlechtliche Liebe, Lebensformen/Lebenswelten, Selbstbestimmung.
    • Der zweite Medienkoffer für die Grundschule enthält ebenfalls eine Menge Kinderbücher über ‚vielfältige Lebensweisen‘ sowie Begleitmaterialien für die Fachkräfte nach folgendem Leitsatz: »[Es gilt] eine (scheinbare) Normalität, wie sie häufig in Medien/Lehrbüchern verwendet wird, kritisch zu be- und hinterfragen: Welche verschiedenen Familienformen werden (durch Sie/an Ihrer Schule) im Unterricht repräsentiert? Ist eine Regenbogenfamilie ebenso sichtbar wie eine Einelternfamilie, eine geflüchtete Familie oder Pflegefamilie? Welche Erwartungen gibt es an Geschlecht oder an Sexualität? Haben trans* und inter* Kinder ebenso die Möglichkeit sich positiv zu identifizieren in den Kinderbüchern in Ihrer Schule? Welche Zuschreibungen gibt es an Mädchen* und an Jungen*? (…) Was ist unsere Vorstellung von Normalität oder „normal“?«

DGB Jugend Niedersachsen/Bremen/Sachsen-Anhalt

»In unseren Gender-Projekttagen setzen wir uns mit Fragen geschlechterbezogener Handlungsweisen und Machtstrukturen auseinander und stärken die eigene Genderkompetenz. (…) Ziel ist es, eigene Standpunkte und Haltungen zu entwickeln, die eine emanzipative pädagogische Arbeit ermöglichen. (…)

Im Rahmen der Projekttage arbeiten wir mit festen Gruppen (Schulklassen, Ausbildungsgruppen oder anderen Seminargruppen) meist über drei bis fünf Tage am Stück. (…) Die Workshops finden grundsätzlich ohne Lehrer_innen, Ausbilder_innen oder sonstige Seminarleiter_innen statt, in der Regel an einem anderen als dem gewohnten Ort (Jugendzentrum statt Klassenraum).

Während der Workshops haben die Jugendlichen in verschiedenen Settings die Möglichkeit, die persönlichen und gesellschaftlichen, privaten und öffentlichen Dimensionen von Geschlechtlichkeiten zu analysieren, zu reflektieren, Grenzen zu erkennen und zu überschreiten und sich auszutauschen.«

pro familia

pro familia organisiert bundesweit Schulveranstaltungen im Bereich Sexualaufklärung. Auf der Webseite sind etliche Texte und Literaturlisten zur Sexualaufklärung sowie Materialien für die Schularbeit, wie z.B. ein Holz-Penis-Set und schmalere Kondome. Eine Auswahl der angesprochenen Themen: sexuelle Orientierungen; psychodynamische Aspekte zu Körper, Lust und Sexualität; Verhütungsmethoden, -mittel und deren Wirkungsweisen; Schwangerschaft und Geburt, Schwangerschaftsabbruch; Pornographie und Prostitution; Transsexualität, Intersexualität.

In Bremen ist pro familia mit 3 Beratungsstellen und einem medizinischen Zentrum aktiv und arbeitet natürlich auch in der Sexualaufklärung: »Unsere sexualpädagogischen Angebote unterstützen Mädchen und Jungen auf ihrem Weg zu einer selbst bestimmten und verantwortungsvollen Sexualität. (…) Wir arbeiten mit vielfältigen Medien und Methoden und halten eine große Auswahl an Anschauungsmaterial bereit. (…)

Die Themen können sein: lustvolles Erleben von Sexualität und dem eigenen Körper; ‚das erste Mal‘; verantwortungsvoller Umgang mit Sexualität; Partnerschaft und Liebe; Geschlechterrollen; Sexualität und Kommunikation; Hetero-, Homo- und Bisexualität; Schwangerschaftsverhütung; Schwangerschaft und Geburt; ungewollte Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch; sexuelle Gewalt; HIV/AIDS und andere sexuell übertragbare Erkrankungen.«