Immer häufiger wird der Aufklärungsunterricht an Schulen oder Teile des Unterrichts von sogenannten LSBTIQ-Gruppen durchgeführt – oft ohne die Anwesenheit des Lehrers. LSBTIQ steht für lesbisch, schwul, bi, transsexuell, intersexuell und queer. Queere Bildung will LSBTIQ-Lebensweisen in den Schulen z.B. durch “Authentische Begegnungen mit LSBTIQ*-Aufklärer_innen” erfahrbar machen. In Saarland wird dies u.a. durch folgende Projekte verwirklicht:
LSVD – Lesben- und Schwulenverband Saar
Schulprojekt LSVD Schule (ab der 7. Klasse): »Die Workshops werden von jungen (über 18 Jahre), homosexuellen, ausgebildeten Teamer*innen durchgeführt (…). Unsere Teamerinnen und Teamer erzählen vom eigenen Coming-Out und sprechen mit den Schülerinnen und Schülern. Daneben werden Spiele und unterschiedliche Methoden durchgeführt (…). In der Gruppe werden die Schüler_innen zu kritischen Fragen ermutigt und angeregt, ihre eigene Einstellung zu reflektieren. Alle Fragen der Schüler_innen zu Coming Out, lesbischen und schwulen Rollenmodellen oder dem Familienbild werden beantwortet.« Die Schüler dürfen allerdings jederzeit den Workshop verlassen.
Kontakt: info@checkpoint-sb.de
pro familia
pro familia hat neben einem medizinischen Zentrum, in dem u.a. Abtreibungen durchgeführt werden, noch den Landesverband, sowie 2 Beratungsstellen im Saarland und organisiert verschiedene Aufklärungsworkshops an saarländischen Kitas und Schulen.
Für die Grundschulklassen 3 und 4 bietet pro familia eine Grundschulkiste, sowie einen dreitägigen Workshop, an den Schüler ihre anonymen Fragen über Sexualität, Pubertät, Geburt usw. uneingeschränkt beantworten lassen können und sie von zwei Pädagogen über Vielfalt der Familienformen und Orientierungen und sogar der höchst abstoßende Zeichentrickfilm „So kriegt man also Kinder“ gezeigt wird, in dem Geburt, Geschlechtsteile und -verkehr, Erektion und Menstruation, uvm. explizit dargestellt und Kinder zur Selbstbefriedigung und zur sexuellen Aktivität angereizt werden. Für Jungen der Klassen 4 bis 6 gibt es auch das Projekt Jungensachen! und das Jungenprojekt im Nachmittagsbereich.
An den weiterführenden Schulen werden z.B. vierstündigen Veranstaltung ab der 5. Kl. angeboten, in denen es meistens um Fragen wie „Wie geht „Sex“?“ „Sind Pornos echt?“ usw. geht; gleich nach dem Workshop haben Schüler die Möglichkeit einer Einzelberatung. Sogar an Förderschulen hält pro familia Workshops im Unterricht ab. Es kann ein Verhütungsmittelkoffer ausgeliehen und den Schülern dann in seiner ganzen Bandbreite präsentiert werden.
Besonders grenzüberschreitend ist die Broschüre „Voll pornös„, die durch die pro familia-Mitarbeiter an Schüler ab 10 Jahren ausgegeben wird. Darin werden en Detail, mit expliziter Sprache z.B. Abläufe beim Pornofilmdreh, sexuelle Varianten, die in Filmen vorkommen können, Körperteile der Darsteller usw. erklärt. Vermeintlich, um die Kinder kritisch solchen Filmen gegenüber werden zu lassen. Ohne jegliche Sensibilität für Unterschiede in der kindlichen Entwicklung oder gar eine gänzlich ablehnende Haltung gegenüber Pornografie zu respektieren, werden den Kindern und Jugendlichen Abartigkeiten der Erwachsenensexualität zugemutet – und das im Klassenzimmer, ungefiltert.
Zu guter Letzt verteilt pro familia auch noch ihre Broschüre „Literaturtipps für Aufgeklärte“ mit Leseempfehlungen für ab 3-jährige bis ins Jugendalter hinein.
Kindern ab 12 Jahren wird z.B. das Buch „Make love. Ein Aufklärungsbuch“ empfohlen: „Ein Buch, das Jugendlichen alles Wichtige erklärt – von Selbstbefriedigung und Küssen bis zu Blowjob und Verhütung. Die zum großen Teil in schwarz-weiß gehaltenen Fotografien der Fotografin Heji Shin gehen ganz dicht dran und wirken doch nie pornografisch.“
Donum Vitae
»Das [Aufklärungsangebot] richtet sich an Grundschulen und weiterführende Schulen im Saarland. Unter Berücksichtigung der Wünsche und Besonderheiten der jeweiligen Klassen stehen Themen wie Pubertät, erste Liebe, Verhütung u. a. im Mittelpunkt des Angebots. (…) Natürlich geht es dabei auch um den Schutz vor ungewollten Schwangerschaften.« Hier finden Sie das Konzept für die Sexualpädagogik von Donum Vitae.
Mit Sicherheit Verliebt (MSV)
»Pille, Kondome und was kommt dann… Das Projekt Mit Sicherheit Verliebt ist ein von Studierenden geleitetes Sexualaufklärungsprojekt, das Schüler_innen der Jahrgangsstufe 6 bis 10 darin unterstützen möchte, eine selbstbestimmte und reflektierte (gesunde) Beziehung zu ihrer Sexualität zu entwickeln. Grundlagen hierfür sind unter anderem die neuesten Erkenntnisse der medizinischen Forschung. (…) Die Studierenden verbringen bei einem Schulbesuch einen Vormittag in einer Klasse. Um die Privatsphäre der Jugendlichen zu wahren und eine lockere Atmosphäre zu schaffen, ist Lehrpersonal nicht im Raum, aber jederzeit ansprechbar. (…) Im Rahmen von Schulbesuchen erarbeiten wir zusammen mit den Schulklassen spielerisch die wichtigsten Punkte rund um die Themenbereiche Sexualität, Pubertät und Prävention. Statt auf Frontalunterricht setzen wir auf interaktive Methoden, die zur Selbstreflexion anregen und sehen uns als einen Teil der Gruppe.« Zum Leitbild von MSV gehört auch die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Wer mehr über die Hintergründe von MSV erfahren möchte, sollte sich die verschiedenen Positionspapiere durchlesen oder auch die Konzeptpapiere.
Mit Sicherheit Verliebt ist inzwischen an 42 Standorten in ganz Deutschland vertreten, in Saarland ist der Verein in Homburg aktiv. Kontakt: homburg@sicher-verliebt.de
Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie
Schule der Vielfalt bietet Materialien (z.B. die Handreichung Was heißt hier Lesbe, was heißt hier Schwul? für die Grundschule) und Empfehlungen für den Unterricht an. In einer Broschüre wird erklärt, wie der Verein „Schulen bei ihrem Weg zu mehr Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt begleitet (…)“. Damit Homo- und Transphobie im Schulalltag bekämpft werden, empfiehlt der Verein, dass Schulen folgende Maßnahmen treffen: Thematisierung/Ahndung von Transphobie unter Jugendlichen, all-gender-Toiletten, nicht nur von Männern und Frauen sprechen, nach Personalpronomen fragen, Anrede und Vornamen wählbar machen, „Expert_innen“ in den Unterricht einladen, Aufklärungsarbeit (SCHLAU-Workshops), Schule der Vielfalt werden, Diversity-Beauftragte einführen.
Kontakt: info@checkpoint-sb.de
Nele
Nele, ein Verein gegen sexuelle Ausbeutung von Mädchen, arbeitet eng zusammen mit dem Kieler Petze-Institut, der verschiedene Missbrauchspräventionsprogramme ab der Kita entwickelt hat, die nach dem fragwürdigen und für Kinder belastenden Prinzip „mein Körper gehört mir“ arbeiten – dazu weisen wir auf einen Vortrag von Dr. Spaemann über übergriffige Missbrauchsprävention sowie auf einen Aufsatz des Geschlechterforschers G. Amendt hin.
Andere Projekte
- Der Gender-Parcours, nach dem Prinzip des Gender Mainstreaming, sollte Kinder ab 12. dazu bewegen, tradierte Geschlechterrollen zu hinterfragen.
- AWO Saarland führt Aufklärungsveranstaltungen zu Sexualität (sex. Orientierung, sex Selbstbestimmung) durch.