Immer häufiger wird der Aufklärungsunterricht an Schulen oder Teile des Unterrichts von sogenannten LSBTIQ-Gruppen durchgeführt – oft ohne die Anwesenheit des Lehrers. LSBTIQ steht für lesbisch, schwul, bi, transsexuell, intersexuell und queer. Queere Bildung will LSBTIQ-Lebensweisen in den Schulen z.B. durch „Authentische Begegnungen mit LSBTIQ*-Aufklärer_innen“ erfahrbar machen. In Sachsen-Anhalt wird dies u.a. durch folgende Projekte verwirklicht:

lebensart

Im Jahr 2017 hat das Begegnungs- und Beratungszentrum lebensart 102 Bildungsveranstaltungen durchgeführt. Die Workshops und Projekttage für Schulen, Erzieher und Lehrer behandeln Themen wie »Liebe – Sexualität – Geschlecht – Viefalt (für 4. bis 6. Klassen); Pubertät, Liebe, Sexualität, Geschlecht – Vielfalt der Lebensweisen (für 7. Klassen).« Im „Workshop zum Thema „geschlechtlich-sexuelle Identität“ werden auch „seltenere bzw. extremesexuelle Vorlieben diskutiert (»wichtig ist, dass Sexualität einvernehmlich und selbstbestimmt gelebt wird. Dann ist alles erlaubt und okay«).

In der Broschüre „Vielfalt der Lebensweisen“ werden sexuelle Identität in fünf Elemente unterteilt, nämlich in »das biologische, das psychisch/seelische und das soziale Geschlecht, die sexuelle Orientierung sowie die sexuellen Vorlieben.«

E-Mail: bbz@bbz-lebensart.de

KgKJH Sachsen-Anhalt

»Das „Kompetenzzentrum geschlechtergerechte Kinder- und Jugendhilfe Sachsen-Anhalt e.V.“ versteht sich als fachpolitische Servicestelle für Genderkompetenz, Mädchenarbeit sowie Jungenarbeit in Sachsen-Anhalt. Es dient der Vernetzung und Etablierung geschlechtergerechter Ansätze in der Kinder- und Jugendhilfe.«

Zu diesem Zweck wurde auch der Medienkoffer „Geschlechtervielfalt in Einrichtungen der frühkindlichen Bildung, in Grundschulen und Horten“ – zusammen mit einem Methodenbuch – erstellt, in dem »dualistische Vorstellungen von Mädchen*sein und Junge*sein sowie geschlechterstereotype Erwartungen [hinterfragt werden]. Die empfohlenen Bücher, Spiele, Filme und Methoden sollen dazu beitragen, dass Kinder ein positives Selbstbild fernab von Zuschreibung entwickeln, egal ob sie Mädchen* oder Junge* oder anders sind (…).«

Das vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration finanzierte KgKJH hat auch umfangreiche und radikale Literaturlisten für Kinder von 3 bis 8 (Geschlecht- und Familienvielfalt) und für „Teens*“ von 8 bis 15 Jahren veröffentlicht sowie ein Konzept für geschlechtsspezifische Arbeit im Kindergarten (d. h. Gender Mainstreaming).

Das KgKJH hat u. a. die obszöne Ausstellung „7.5 billion flowers“ gefördert, die mit Bildern und Texten alle Lebensweisen als gleichwertig darstellt. So z. B.: »Embrace Yourself, Kayla! She/He/They – Polyamory/Pansexual/Genderfluid. Kayla considers herself as genderfluid, but goes with the pronoun “her” most of the time. She dislikes her boobs for no particular reason and finds herself a lot more whole when she binds them. She saves money for a breast reduction. Before she started to understand herself she did a lot of SHB. She’s in a relationship with Sibil and Björn (We’ll introduce them to you soon!) and very happy with them!«

E-Mail: info@geschlechtergerechtejugendhilfe.de

AIDS-Hilfe Sachsen-Anhalt

  • Die AIDS-Hilfe Sachsen-Anhalt Nord hat mehrere Angebote für Schulen: Die sexualpädagogischen Veranstaltungen über sexuelle Orientierungen, Kondomgebrauch, verschiedene Beziehungsformen, Pornographie, Rechte u.v.m; die HIV/STI-Präventionsveranstaltung; die Jugendweihenstunden über sexuelle Orientierungen, Verkehrsarten; LSBTI*-Lebenswelten.
  • Die Schularbeit der AIDS-Hilfe Sachsen-Anhalt Süd basiert auf eine „emanzipatorische Sexualpädagogik„, die Selbstbestimmungsrecht und Akzeptanz sexueller Vielfalt und verschiedener Lebensmodelle fördert. Themen der Schulveranstaltungen (ab 8. Kl., an denen die Teilnahme freiwillig sei) sind HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten, Safer Sex, biologische Aufklärung (mit offenem Raum für Schülerfragen), sexuelle Orientierungen und Identitäten, „vielfältige L(i)ebensweisen und L(i)ebensmodelle“, Selbstbestimmungsrecht.

pro familia

pro familia ist in 9 Städten in Sachsen-Anhalt aktiv.

pro familia organisiert bundesweit Schulveranstaltungen ab der Grundschule im Bereich Sexualaufklärung. Auf der Webseite sind etliche Texte und Literaturlisten zur Sexualaufklärung sowie Materialien für die Schularbeit, wie z.B. ein Holz-Penis-Set und schmalere Kondome. Eine Auswahl von den angesprochenen Themen: sexuelle Orientierungen; psychodynamische Aspekte zu Körper, Lust und Sexualität; Verhütungsmethoden, -mittel und deren Wirkungsweisen; Schwangerschaft und Geburt, Schwangerschaftsabbruch; Pornographie und Prostitution; Transsexualität, Intersexualität.

pro familia SA veranstaltet u.a. das Missbrauchspräventionsprojekt Ziggy zeigt Zähne, das Kindern ab der 3. Klasse eine allzu große Verantwortung aufbürdet, indem ihnen beigebracht wird, »dass sie selbst entscheiden dürfen, wer ihnen körperlich nahe kommen darf, von wem sie in den Arm genommen oder geküsst werden wollen. Berührungen und Zärtlichkeiten sind nur dann schön und in Ordnung, wenn beide Seiten sie wünschen und damit einverstanden sind. (…) Darüber hinaus bietet diese Station spielerisch die Möglichkeit, traditionelle Geschlechterrollen zu thematisieren und im Rollenspiel alternative Verhaltensweisen einzuüben.«

Zusätzlich gibt es außerdem das Projekt #profa_mediachallengebei dem es um sexuelle Inhalte in den sozialen Medien geht, sowie dem Umgang mit solchen Themen. Geschult werden Kinder/Jugendliche und auch Pädagogen.

lambda::mitteldeutschland

Der Verein, aktiv in Sachsen-Anhalt und Thüringen, organisiert mit „Q* at school“ auch Workshops und Projekttage in Schulen ab der 7. Klasse zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. U. a. bietet lambda Unterstützung an, falls Schüler eine queere Arbeitsgruppe in der Schule gründen möchte. Die Teilnahme an den Veranstaltungen von lambda::mitteldeutschland ist freiwillig.

Im März 2024 führte lambda eine Fachtagung „Kinder- und Jugendhilfe & Schule verqueeren“ durch. Ziel der Tagung war u.a. Folgendes:

„Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter*innen sind entsprechend gefordert, Teilnahme und Inklusion, Schutz und Schonraum sowie Auseinandersetzung und Dialog mit diesen Lebensperspektiven zu ermöglichen und junge queere Menschen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu unterstützen.

Dazu braucht es sowohl Sensibilisierung und Parteilichkeit in den Regelangeboten, als auch queere Empowerment- und Schutzräume. Genau hier möchten wir mit der Fachtagung 2024 Impulse setzen, wie Fachkräfte aus dem breiten Kontext der Kinder- und Jugendhilfe, Schule und Schulsozialarbeit sich für die Zielgruppen öffnen können und gleichsam queerfeindlichen Angriffen und Strukturen begegnen können.“

lambda wird (auch finanziell) gefördert durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Magdeburg.